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Pflanzenölumbau?


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Da mich momentan die Dieselpreise eher wenig, die politischen Auswirkungen der Abhängigkeit vom Erdöl jedoch etwas mehr jucken, möchte ich einfach mal das Thema Pflanzenöl (Pöl) in den Raum werfen. Mein 1.4 TDI hat seinen Umbau voraussichtlich nächstes Jahr vor sich, und dann soll es ein gescheiter Umbau werden, der trotz der höheren Belastung eine lange Lebensdauer ermöglicht.

 

Vorteile:

 

* Pöl ist CO2-neutral, da nur so viel CO2 in die Luft geblasen wird, wie die Pflanze beim Wachstum aufgenommen hat.

* Pöl ist schwefelfrei und hat in geringen Mengen Sauerstoff gebunden, was den Rußausstoß deutlich verringert.

* Etliche Nutzpflanzen, z. B. Baumwolle, können Öle produzieren, die zwar nicht als Lebensmittel, aber sehr wohl als Kraftstoff geeignet sind. Einige Ölpflanzen wachsen auf Böden, die sonst nichts hergeben (vor allem Steppen und Wüsten, aber auch Brachflächen), und beanspruchen diese recht wenig.

* Auch verbrauchtes Pöl aus der Verarbeitung von Lebensmitteln (z. B. Altpöl aus Friteusen) kann aufbereitet und als Kraftstoff genutzt werden.

* Der Verarbeitungsprozess ist im Vergleich zu "Biodiesel" (RME) und Dinodiesel relativ unproblematisch.

* Pöl ist preiswerter als Diesel, wobei jedoch bei steigender Nachfrage die Preise anziehen werden.

 

Probleme:

 

* Pöl ist im kalten Zustand sehr dickflüssig und belastet die Einspritzmechanik erheblich stärker als Diesel. Durch Erhitzen auf ca. 60 °C wird Pöl deutlich dünnflüssiger, ist dann aber immer noch viskoser als Dinodiesel.

* Die Einspritzdüsen können kaltes Pöl nicht gut genug zerstäuben, weshalb dieses bis an die Zylinderwand "pinkeln" kann und dort ins Motorenöl gewaschen wird, mit dem es sich leider nicht verträgt. Die resultierenden Polymere ("Pudding") verstopfen Ölkanäle, was den ganzen Motor recht schnell ins Jenseits befördern kann.

* Garantie und Kulanz bei auch nur entfernt pölbedingten Motorschäden sind natürlich beim Teufel.

* Umbauten am Kraftstoffsystem müssen von einer amtlichen Prüfstelle (TÜV/Dekra/GTÜ/...) geprüft und in die Fahrzeugpapiere eingetragen werden. Speziell benötigt der Zusatztank ein Gutachten (liegt bei), und das ganze System muss eine Druckprüfung mit 0.3 bar Überdruck bestehen.

 

Meine bisherigen Erkenntnisse:

 

* Die Pumpe-Düse-Technik ist für Pöl sehr gut geeignet.

+ Der Innendruck ist drehzahlabhängig, weshalb man die kalte Maschine nicht unbedingt an den Begrenzer jubeln sollte (die PD-Dinger können dann schon mal platzen), was man aber mit Rücksicht auf den Turbolader ohnehin lieber bleiben lässt. Im Umkehrschluss ist die Belastung bei niedrigen Drehzahlen gering genug, dass auch kaltes Pöl die Einspritzmechanik nicht überfordert.

+ Die Mechanik an sich ist robust, da sich in einem PD-Element relativ wenig bewegt. Nur der Zahnriemen müsste evtl. häufiger (alle 60000 km) gewechselt werden, da er eben mehr zu tun hat.

* Die Erhitzung des Pöls ist eher unproblematisch, da die Pumpe-Düse-Elemente bei betriebswarmem Motor etwa Kühlwassertemperatur haben und das Pöl damit dünnflüssig genug ist. Eine elektrische Heizung im (für Pöl zuständigen) Dieselfilter kann sinnvoll sein. Dabei handelt es sich um ein Fertigteil, das zwischen Anschlüsse und Filter geschraubt wird.

* Zweitankverfahren ist Pflicht, damit man mit Diesel starten und vor dem Abstellen durchspülen kann.

* Ein zweiter Kraftstofffilter verkürzt die Spülstrecke erheblich und erlaubt bei zugesetztem Filter den "Notbetrieb" über das jeweils andere Kraftstoffsystem. Ein leicht austauschbarer Vorfilter, vor allem für den Pflanzenöltank, kann den Hauptfilter deutlich entlasten.

* Der Bezug von Pflanzenöl ist inzwischen kein Problem mehr.

* Ein Umrüster verpasst Pumpe-Düse-Motoren per Chiptuning andere Kennfelder, wodurch die Motoren zwar etwas träger werden, aber die Mehrbelastung besser aushalten. Diesen recht teuren Chip werde ich meinem A2 voraussichtlich nicht antun, da ein gefühlvoller Gasfuß den gleichen Effekt bewirkt.

 

Noch zu lösende Rätsel:

 

* Wohin mit dem Zusatztank? Natürlich kann man das Ding in den Kofferraum stellen, aber dort geht es im Weg um. Im Fach unter dem Gepäckraum, zwischen Batterie und Wagenheber, ist nicht ausreichend Platz. Eine Möglichkeit wäre die Nutzung der "Wanne" zu Füßen des Beifahrers, deren Abmessungen für einen flachen Dieseltank reichen können. Für Pöl ist der Haupttank groß genug.

+ Hauptproblem: welcher (TÜV-geprüfte) Tank passt dort überhaupt rein?

+ Wie bekommt man den Kraftstoff von dieser "Wanne" in den Motorraum?

+ Wie befüllt man diesen Tank am besten?

* Steuerung beim Umschalten zwischen Dino- und Pölbetrieb. Dabei müssen Vor- und Rücklauf beider Tanks über Magnetventile geschaltet werden. Damit sich die jeweiligen Kraftstoffe nicht zu sehr vermischen, wird der Rücklauf ein bisschen später umgeschaltet als der Vorlauf. Mit ein bisschen Elektronik dürfte dies schon zu machen sein. Ohne Elektronik hat's keinen Wert, da bei unterschiedlich geschaltetem Vor- und Rücklauf sonst der eine Tank in Windeseile leer wäre und der andere überlaufen würde.

* Wo bringt man den ganzen Krempel (vier Magnetventile, zweiter Dieselfilter) im Motorraum unter?

 

Auch nicht ganz unwichtig:

 

* Evtl. wird in naher Zukunft ein Pöl-Umbau staatlich subventioniert, wie dies bereits bei Gasumrüstungen und im stationären Bereich (Gebäudeheizungen) der Fall ist. Wobei jedoch die Umbauten längst nicht mehr so teuer sind wie noch vor ein paar Jahren, und die bis AFAIK 2010 zugesicherte Steuerbefreiung von Pflanzenölkraftstoffen kann auch als eine Art Subvention verstanden werden.

* Technisches Verständnis über die Funktionsweise des Motors und des Umbauverfahrens ist auf jeden Fall sinnvoll. Auch sollte man keine Angst vor Schraubereien und dreckigen Fingern haben. ;)

 

/.

DocSnyder.

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nur mal den rein ökonomischen Aspekt der Amortisation betrachtet, zum nachrechnen

hier

 

ich habs mal für meinen 1,2er durchgerechnet - ich müsste 3-4 Jahre lang mit Pöl fahren, und das bei einer Fahrleistung von 30.000 km/Jahr

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es wurde mal eine dokumentation über den raps-diesel im fernsehen gezeigt, aus dem hervorging, daß die derzeit angebauten raps-felder nicht mal für die betankung der lkw in deutschland reichen würde. an eine flächendeckende versorgung zusätzlich für komunale pkw ist wohl nicht zu denken und erst recht nicht für privat-fahrzeuge....

 

außerdem sprach man von ökologischen nebenbelastungen durch die monokulturen und dadurch auftretende stark erhöhte ozonbelastungen, die zudem in keinem verhältnis zu den gesenkten abgasen stehen....

 

ich weiß nicht, ob das auf dauer eine wirkliche lösung für das problem sein kann. richtig ist natürlich die damit einkehrende ersparnis für den, der sich eine umrüstung leistet. wenn ich dann aber sehe, daß ich knapp 4 jahre eine jahresfahrleistung von knapp 30000km benötige um die sache zu armortisieren, weiß ich nicht ob es das ist....

 

ich denke toyota geht mit seinem hybrid-antrieb in die richtigere richtung. sicherlich muß der erhöhte strombedarf auch irgendwie "hergestellt" werden. aber u.a. könnte man dafür wasser- und sonnen-kraft verwenden, zusätzlich z.b. in der nordsee durch wind-parks. nicht zuletzt dann noch per dynamo direkt am verbraucher auto....

 

die techniken sind da, die autobauer müssen es nur in serie produzieren und der kunde es zu einem angemessenen preis angeboten bekommen. wenn dann natürlich oben genannte fahrleistungen nötig sind damit es sich auch finanziell lohnt, ist die bereitschaft zum kauf eher gering....

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Zum Zusatztank:

 

Der Kunststoffbehälter mit Bordwerkzeug und Batterie ist nur eingeklebt. Ist einfach ein Loch in der Karrosse.

Wenn Du das etwas umbaust, hast Du Platz für ca. 80Liter Sprit und die Batterie.

Den Wagenheber könntest Du ja in der Lücke der rechten Kofferraumverkleidung unterbringen.

 

Gruß

Thomas

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Haben nicht die Bose-Freaks das Bordwerkzeug ohnehin in der Wanne zu Füßen des Beifahrers? Wenn man hinten tatsächlich bis auf die Batterie alles ausräumt und diese oder einen kleineren Akku evtl. längs einbaut, dürfte ein "normaler" Zusatztank problemlos Platz haben.

 

/.

DocSnyder.

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Ja, bei Bose ist das Bordwerkzeug vorm Beifahrersitz. Hab damals so um die 8€ für das Schaumstoffach bezahlt.

 

Der Batterieeinsatz ist einfach mit Karosseriekleber eingesetzt.

 

Das Fach scheint aus einer Art GFK zu bestehen.

 

Gruß

Thomas

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Hallo

 

schau mal auf BioTaxi-Berlinvielleicht könntest du mit ihm ja kontakt aufnehmen und er dir mit rat beiseite stehen, mit sicherheit besser als jeder von uns hier.

 

Hab einen Bericht über ihn im TV gesehen, glaube es war auf Pro7 Galileo oder so.

 

Bis dann

 

Tobias P.79

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Hab soeben im Bayernfernsehen in der Sendung "Glasklar" einen Salat-Öl A2 gesehen. Umbaukosten ca 2000€, Tank war irgendwo im Bereich doppelter Ladeboden (hab ich vor Aufregung nicht richtig erkennen können). Kennzeichen RO-? oder RÖ-?, also aufpassen, bei Interesse stoppen und ausfragen! :D

 

lespauli

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Schaut mal hier:

 

.....www.fmso.de......

 

geht dann auf Fahrzeugdatenbank......dann auf "Audi" ....dann auf "Audi A2" klicken.

 

Ein A2 1.2 tdi Besitzer hat seinen Diesel auf Pöl umgerüstet.

 

Bilder des Umbaus sind auch enthalten.

 

Die E-Mail Adresse des "Pölers" ist:

 

2L-Heiko@web.de

 

 

Erfahrungen wären sicherlich sehr interessant. :)

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